9 von 10 Deutschen haben diesen Winter weniger geheizt

 

Viele Menschen in Deutschland haben die Appelle zum Energiesparen im zu Ende gehenden Winter offenbar beherzigt: 9 von 10 Deutschen (90 Prozent) ab 18 Jahren geben in einer repräsentativen Befragung unter 1.008 Personen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom an, bewusst Heizenergie zu sparen. Demnach sparen 58 Prozent „auf jeden Fall“ und damit sehr bewusst und 32 Prozent „eher“, also mit Abstrichen beim Thema heizen. 5 Prozent sparen „eher nicht“ und 4 Prozent „auf keinen Fall“. Die Umfrage wurde im Januar und Februar 2023 durchgeführt.

 

Dabei ist der Wunsch nach mehr Transparenz unter den Verbraucherinnen und Verbrauchern groß: 79 Prozent würden gern digitale Zähler nutzen, die in Echtzeit anzeigen, wie viel Energie die eigene Heizung gerade verbraucht. „Der Umgang mit der eigenen Heizung gleicht gerade in älteren Häusern und Wohnungen oft einem Blindflug. Für optimales und energieeffizientes Heizen reicht es nicht aus, nur einmal pro Jahr per Abrechnung über den eigenen Verbrauch informiert zu werden“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Auch ein monatlicher Rückblick hilft beim Energiesparen nicht wirklich. Die Menschen brauchen Verbrauchsinformationen in Echtzeit, wie beim Autofahren oder beim Smartphone. Intelligente Zähler und smarte Thermostate sollten in jedem Haushalt zum Standard gehören.“

 

Von der persönlichen Wohlfühltemperatur hat sich in diesem Winter mehr als jeder und jede Dritte verabschiedet. 39 Prozent gaben im Januar und Februar an, infolge des sparsameren Heizens zuhause häufiger zu frieren. 49 Prozent ziehen sich deshalb zuhause wärmer an als früher. Die aktuellen Durchschnittstemperaturen in deutschen Haushalten variieren dabei stark von Zimmer zu Zimmer: Während in Wohnzimmern und auch Kinderzimmern im Schnitt 21 Grad vorherrschen, sind es im Schlafzimmer durchschnittlich 17 Grad. Die Küche liegt mit 19 Grad dazwischen, das Badezimmer mit 20 Grad knapp darüber. 93 Prozent der Deutschen halten kleine Einschränkungen, um Energie zu sparen, für leicht verkraftbar.

 

Was bringen die Preisbremsen für Gas und Strom?

 

Die Einführung der Preisbremsen für Gas und Strom wurde heute im Bundestag beschlossen. Im kommenden Jahr werden 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs zu einem staatlich festgesetzten Preis abgerechnet. Ein Drei-Personen-Haushalt im Einfamilienhaus kann bei Strom und Gas mit einer jährlichen Entlastung von insgesamt 883 Euro rechnen. Paare in einer 100-qm-Wohnung erhalten rund 588 Euro, Singles in einer Ein-Zimmer-Wohnung rund 278 Euro. Das ist das Ergebnis einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox.

 

Preisbremsen werden ab März abgerechnet

 

Die Preisbremsen für Gas und Strom werden ab März 2023 abgerechnet, gelten dann jedoch auch für Januar und Februar. Der Staat deckelt für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs den Arbeitspreis, beim Gas auf 12 Cent die Kilowattstunde beim Strom auf 40 Cent die Kilowattstunde. Der darüber hinaus liegende Verbrauch wird zum Arbeitspreis des aktuellen Gas- oder Stromtarifs abgerechnet.

 

Gaspreisbremse entlastet um über 820 Euro pro Jahr

 

Mitte Dezember liegen die bundesweit durchschnittlichen Gaskosten für ein Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh bei 3.565 Euro. Der durchschnittliche Arbeitspreis liegt derzeit bei 17,13 Cent/kWh, der durchschnittliche Grundpreis bei 141,22 Euro pro Jahr. Durch die Gaspreisbremse sinken die Gaskosten von 3.565 Euro um 821 Euro auf 2.744 Euro.

 

Ein Zwei-Personen-Haushalt (12.000 kWh) hat aktuell einen durchschnittlichen Arbeitspreis von 17,25 Cent/kWh und einen Grundpreis von 134,16 Euro. Die Gesamtkosten von 2.183 Euro sinken durch die Gaspreisbremse um 504 Euro auf 1.679 Euro.

 

Ein Single-Haushalt (5.000 kWh) bezahlt derzeit einen durchschnittlichen Arbeitspreis von 17,71 Cent/kWh und einen Grundpreis von 105,65 Euro. Hier sinken die Gesamtkosten von 991 Euro durch die Gaspreisbremse um 228 Euro auf 763 Euro.

 

"Die Gaspreisbremse bringt den Haushalten eine deutliche Entlastung und mildert die Auswirkungen der Energiekrise ab", sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.

 

Strompreisbremse senkt Stromrechnung um 62 Euro

 

Mitte Dezember liegen die Stromkosten für einen Drei- bis Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh im bundesweiten Durchschnitt bei 1.815 Euro. Die Kosten setzen sich zusammen aus einem durchschnittlichen Arbeitspreis von 41,94 Cent/kWh und einem Grundpreis von 140 Euro pro Jahr. Die Gesamtkosten von 1.815 Euro sinken durch die Strompreisbremse um 62 Euro auf 1.753 Euro.

 

Bei einem Zwei-Personen-Haushalt (2.800 kWh) liegt der durchschnittliche Arbeitspreis bei 43,75 Cent/kWh und der Grundpreis bei 135,51 Euro. Die Strompreisbremse senkt die Gesamtkosten von 1.311 Euro um 84 Euro auf 1.227 Euro.

 

Ein Single-Haushalt (1.500 kWh) hat aktuell einen durchschnittlichen Arbeitspreis von 44,15 Cent/kWh und einen Grundpreis von 137,46 Euro. Hier sinken die Gesamtkosten von 767 Euro durch die Strompreisbremse um 50 Euro auf 717 Euro.

 

"Im Vergleich zur Gaspreisbremse fallen die Entlastungen durch die Strompreisbremse moderat aus", sagt Thorsten Storck "Sie schützen die Haushalte jedoch vor noch weiter anziehenden Strompreisen."

 

Energiesparen lohnt sich doppelt

 

Die Preisbremsen setzen auch einen starken Anreiz zum Energiesparen: Wer es schafft, den häuslichen Energieverbrauch im kommenden Jahr zu senken, bekommt die eingesparten Kilowattstunden bei der Jahresendabrechnung zum Marktpreis gutgeschrieben.

 

"Je geringer der Gesamtverbrauch ausfällt, umso niedriger ist der Preis pro verbrauchte Kilowattstunde für die Haushalte", sagt Thorsten Storck. "Wer jetzt den Energieverbrauch senkt, handelt nicht nur solidarisch, sondern spart doppelt."

 

Methodik

Die durchschnittlichen Strom- und Gaspreise wurden anhand des Verivox-Verbraucherpreisindex erhoben. Dabei wurde eine durchschnittlicher Arbeitspreis, ein durchschnittlicher Grundpreis berechnet und mögliche Boni für Neukunden berücksichtigt. Der Verivox-Verbraucherpreisindex Strom und Gas berücksichtigt jeweils die Preise der Grundversorger und der 30 wichtigsten überregionalen Strom- und Gasanbieter. Die Gewichtung der unterschiedlichen Preisstände wird über die Anzahl der Haushalte der belieferten Regionen vorgenommen. Die Gewichtung zwischen den verschiedenen Tariftypen erfolgt über die aktuell veröffentlichten Wechselquoten der Bundesnetzagentur.

 

Die jährliche staatliche Unterstützung für die Haushalte durch die Preisbremsen errechnet sich beim Gas aus 80 Prozent der im Vorjahr verbrauchten Kilowattstunden, die mit der Differenz aus dem Arbeitspreis pro kWh des aktuellen Gastarifs minus 12 Cent multipliziert wird. Beim Strom wird nach der gleichen Methode vorgegangen, allerdings werden vom Arbeitspreis pro kWh des aktuellen Stromtarifs 40 Cent abgezogen. Der jährliche Grundpreis entspricht dem des jeweils aktuellen Gas- oder Stromtarifs.

 

Heizung optimieren: Mit diesen 5 Tipps können Sie Kosten sparen

 

Etwa 85 Prozent des Energieverbrauchs in Ihrem Haus gehen aufs Heizen und das Erwärmen von Wasser zurück. Ist die Regelung der Heizung nicht optimal eingestellt, kann das höhere Heizkosten oder zu niedrige Temperaturen zur Folge haben.

 

Die Regelung der Heizung sollte die Wärmeerzeugung und -verteilung optimal an den aktuellen Bedarf anpassen, sodass der Energieträger (zum Beispiel Gas oder Heizöl) möglichst effizient genutzt wird. Richtig eingestellt, können dadurch etwa 5 Prozent der Heizkosten eingespart werden.

 

Um die Anlage richtig einzustellen, sollten Sie diese fünf Tipps beachten:

 

Tipp 1: Bei Reglern mit Wochenprogramm sollten unterschiedliche Nacht-Absenkzeiten für Arbeitstage und Wochenende eingestellt werden. So heizt die Anlage nur dann, wenn Sie auch länger zu Hause sind.

 

Tipp 2: Die Heizungsregelung sollte an die Sommer- und Winterzeit angepasst werden. Neue Regelungen machen das meistens automatisch.

 

Tipp 3: Gemeinsam mit dem Heizungsinstallateur lässt sich im Rahmen der Wartung die Einstellungen der Heizkurve prüfen und ggf. anpassen. Denn modernere Systeme verfügen über eine effiziente Regelungstechnik zur Einstellung der Vorlauftemperatur in Abhängigkeit der Umgebungsbedingungen und der gewünschten Raumtemperatur. Wer diese Regelungstechnik versteht und nutzt, kann bares Geld sparen.

 

Tipp 4: Im Winter ist es gut, bei längerer Abwesenheit den Frostschutz- oder Absenkbetrieb einzuschalten. Zu beachten ist: Die Aufheizung eines ausgekühlten Gebäudes kann ein bis zwei Tage dauern.

 

Tipp 5: Falls es draußen eher mild ist, sollte von einer Nachtabsenkung auf Nachtabschaltung umgestellt werden. Zudem sollte in diesem Zusammenhang die Heizgrenztemperatur heruntergesetzt werden. Diese bestimmt, ab welcher Außentemperatur die Heizung überhaupt anspringt.

 

Wie die bestehende Heizungsanlage darüber hinaus optimiert werden kann, erläutern Ihnen gerne die Energieberater:innen der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.Die Beratung findet online, telefonisch oder in einem persönlichen Gespräch statt. Unsere Energie-Fachleute beraten anbieterunabhängig und individuell. Mehr Informationen gibt es auf www.verbraucherzentrale-energieberatung.de oder bundesweit kostenfrei unter 0800 – 809 802 400. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

 

Druckversion | Sitemap
© Verbraucherfinanzen-Deutschland.de