Die betriebliche Altersversorgung (bAV) ist für viele Arbeitnehmer ein entscheidender Baustein für die finanzielle Sicherheit im Ruhestand. Doch trotz ihrer Attraktivität gibt es einige Fallstricke und Besonderheiten, die Sie kennen sollten, um das Beste aus Ihrer Betriebsrente herauszuholen. Im Folgenden finden Sie die fünf wichtigsten Tipps von Verbraucherfinanzen-Deutschland.de, die Ihnen helfen, Ihre Altersvorsorge optimal zu gestalten.
1. Informieren Sie sich umfassend über die Möglichkeiten und Kosten
Bevor Sie sich für eine betriebliche Altersversorgung entscheiden, sollten Sie sich genau informieren, welche Durchführungswege Ihr Arbeitgeber anbietet. Es gibt verschiedene Modelle wie Direktversicherung, Pensionskasse, Pensionsfonds, Unterstützungskasse oder Direktzusage – jede Variante hat eigene Vor- und Nachteile. Prüfen Sie außerdem die genauen Kosten des Vertrags über die gesamte Laufzeit: Abschluss-, Verwaltungs- und Produktkosten können die Rendite spürbar schmälern. Lassen Sie sich die Angebote schriftlich geben und von unabhängigen Experten prüfen.
2. Nutzen Sie die staatlichen Förderungen und aktuellen Höchstbeträge
Die bAV wird vom Staat durch Steuer- und Sozialabgabenfreiheit der Beiträge gefördert. Seit 2025 können Sie bis zu 650 Euro monatlich steuerfrei in Ihre betriebliche Altersversorgung einzahlen – das ist eine erhebliche Steigerung gegenüber den Vorjahren und macht die bAV noch attraktiver. Informieren Sie sich auch über die Riester-Förderung, die in bestimmten Modellen zusätzlich genutzt werden kann. Wichtig: Die spätere Betriebsrente muss versteuert werden, und für gesetzlich krankenversicherte Rentner fallen ab einem Freibetrag von 180 Euro monatlich Beiträge zur Krankenversicherung an.
3. Achten Sie auf den Arbeitgeberzuschuss – und verhandeln Sie nach
Ein entscheidender Vorteil der bAV ist der Arbeitgeberzuschuss: Seit 2019 müssen Arbeitgeber mindestens 15 Prozent des umgewandelten Entgelts als Zuschuss zahlen, wenn sie Sozialversicherungsbeiträge sparen. Viele Unternehmen bieten aber auch höhere Zuschüsse an. Prüfen Sie, wie hoch der Anteil Ihres Arbeitgebers ist – unter 50 Prozent lohnt sich der Vertrag meist nicht, da die Kosten und spätere steuerliche Belastung zu hoch sein können. Fragen Sie gezielt nach, ob eine höhere Beteiligung möglich ist.
4. Flexibilität bei Jobwechsel sichern
Die Arbeitswelt ist im Wandel, und Jobwechsel sind keine Seltenheit mehr. Achten Sie deshalb darauf, dass Ihre bAV möglichst flexibel ist. In der Regel können Sie Ihr angespartes Kapital beim Arbeitgeberwechsel mitnehmen oder den Vertrag privat weiterführen. Prüfen Sie die Bedingungen zur Übertragbarkeit (Transportabilität) und achten Sie darauf, dass bei einem Neuabschluss keine unnötigen Abschlusskosten entstehen.
5. Lassen Sie sich unabhängig beraten und vergleichen Sie Alternativen
Die bAV ist nicht für jeden die beste Lösung. Vergleichen Sie Alternativen wie private Rentenversicherungen oder flexible Geldanlagen, insbesondere wenn Ihr Arbeitgeber keinen oder nur einen geringen Zuschuss zahlt. Lassen Sie sich von unabhängigen Fachleuten beraten – idealerweise auch steuerlich –, um die für Sie optimale Lösung zu finden. Nur so können Sie sicherstellen, dass Ihre Altersvorsorge zu Ihren persönlichen Lebensumständen und Zielen passt.
Fazit: Die betriebliche Altersversorgung bietet viele Chancen, birgt aber auch einige Risiken. Wer sich informiert, Kosten und Zuschüsse prüft, die neuen Fördermöglichkeiten nutzt und auf Flexibilität achtet, legt den Grundstein für eine sorgenfreie Zukunft. Nutzen Sie Ihr Recht auf Betriebsrente, aber gehen Sie dabei mit klarem Blick und unabhängiger Beratung vor – dann wird die bAV zu einem echten Gewinn für Ihren Ruhestand.
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Frauen fühlen sich auf ihren Ruhestand finanziell deutlich schlechter vorbereitet als Männer. Das zeigt eine repräsentative Studie von Aon. Das Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen hatte rund 1.000 Arbeitnehmer in Großunternehmen befragt. Während sich zwei Drittel der Männer (73,1 %) „sehr gut bis befriedigend“ auf ihre Rente finanziell vorbereitet fühlen, sind es bei den Frauen nur 54,5 %. Fast die Hälfte (45,5 %) meint, „nicht befriedigend bis ungenügend“ auf die Rente vorbereitet zu sein.
Auch geben Frauen deutlich häufiger als Männer an, sich mit dem Thema Rente nicht gut auszukennen: 73,9 % der Männer glauben zu wissen, wie viel Geld sie im Alter brauchen, bei den Frauen sind es nur 58,4 %. Auch aus welchen Quellen die Rente kommt, scheinen Männer besser zu wissen als Frauen.
Damit ergibt sich folgendes Bild: Männliche, höher verdienende sowie ältere Arbeitnehmer kennen sich besser mit der Rente aus als ihre weiblichen, geringer verdienenden sowie jüngeren Arbeitskollegen. Die Gründe könnten darin liegen, dass geringer bezahlte Teilzeitstellen überwiegend mit weiblichen Mitarbeitern besetzt sind.
Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu Verzicht zugunsten von Alterssicherung bereit
Wie viel ist den Deutschen eine Betriebsrente wert? Dieser Frage ist jetzt das Beratungsunternehmen Aon Hewitt mit einer repräsentativen Umfrage auf den Grund gegangen. Das Ergebnis: Arbeitnehmer und Arbeitgeber wollen in ihrer großen Mehrheit auf Konsum bzw. Gewinne verzichten, um in die Altersversorgung zu investieren. Drei Viertel der Arbeitnehmer und zwei Drittel der Arbeitgeber sind bereit, zusätzliche Zahlungen zu leisten. Ausgewertet wurden die Antworten von Mitarbeitern und Managern kleiner und mittlerer Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern.
Erstaunlich einig sind sich beide Gruppen bei der Höhe des Betrages. Knapp die Hälfte der Arbeitnehmer würde 500 Euro pro Jahr in die Absicherung stecken. Gut 40 Prozent der Arbeitgeber würden die gleiche Summe zuschießen. Damit stünden dann rund 1.000 Euro pro Jahr für den Aufbau einer Betriebsrente zur Verfügung. So lässt sich bereits eine merkbare Aufstockung der gesetzlichen Rente erzielen.
Auf jeden Fall lohnt es sich, früh anzufangen. Das haben die Experten von Aon Hewitt ausgerechnet. Ein Arbeitnehmer, der seine Einzahlungen im Alter von 20 Jahren beginnt, erhält eine Zusatzrente in Höhe von rund 315 Euro. Wer mit 40 Jahren startet, erhält nur noch 134 Euro pro Monat und wer bis zum 60. Lebensjahr wartet, kann sich nur noch auf 27 Euro freuen. Der Modellrechnung zugrunde gelegt wurde eine konservative Anlagestrategie.
"Der Wille, in die Alterssicherung zu investieren, ist auf breiter Front da. Jetzt kommt es darauf an, durch Information und Motivation der betrieblichen Altersversorgung auch bei kleinen und mittleren Betrieben zum Durchbruch zu verhelfen," stellt Fred Marchlewski, Geschäftsführer von Aon Hewitt, fest. "Für die Abwicklung stehen bewährte Outsourcing-Modelle zur Verfügung, die administrativen Aufwand auf ein Mindestmaß beschränken."
Für 72 Prozent der Deutschen ist die Alterssicherung in den vergangenen Jahren wichtiger geworden.
Allerdings schafft es ohne bAV nur rund ein Drittel der Befragten, die geplanten Sparziele zu erreichen. Dabei profitieren von einer bedarfsgerechten bAV sowohl Mitarbeiter als auch Unternehmen. Das sind die zentralen Ergebnisse der „Global Benefits Attitude“ Studie, für die Willis Towers Watson mehr als 2.000 Arbeitnehmer zu ihrer Sicht auf die bAV befragt hat.
Was erwarten die Deutschen von der betrieblichen Altersversorgung? Sicherheit, also eine risikofreie Anlage der bAV-Sparbeiträge, stellt mit Abstand die wichtigste Anforderung dar: 78 Prozent legen darauf den größten Wert. Auf Platz zwei: Flexibilität. 69 Prozent möchten ihre bAV bei einem Arbeitgeberwechsel fortführen. Fast genauso viele (68 Prozent) möchten bei Eintritt in die Rente flexibel zwischen einer lebenslangen Rente oder einer sofortigen Kapitalauszahlung wählen. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) bevorzugt eine garantierte lebenslange Rente. Und schließlich 48 Prozent wünschen sich eine Absicherung für den Invaliditäts- oder Todesfall.
„Die Möglichkeit, eine höhere Auszahlung bei Berufsunfähigkeit oder Todesfall zu erhalten, spielte bisher eher eine untergeordnete Rolle. Aber nun gewinnt das Thema Risikoleistungen in der Wahrnehmung der Mitarbeiter an Bedeutung“, sagt Heinke Conrads, Leiterin Retirement Deutschland und Österreich bei Willis Towers Watson. „Bei den Arbeitnehmern steigt etwa das Bewusstsein dafür, dass psychische Erkrankungen ebenfalls zu Berufsunfähigkeit führen können.“ Immer mehr Unternehmen erkennen diesen Bedarf nach zusätzlicher Absicherung und passen die Altersvorsorge-Pläne entsprechend an.
Bedarfsgerechte bAV hält Mitarbeiter im Unternehmen
Der Wunsch nach Sicherheit steht im Gegensatz zu den Bestrebungen des Gesetzgebers: Als Antwort auf den kontinuierlichen Niedrigzins ist im Rahmen des Betriebsrentenstärkungsgesetzes in Tarifverträgen nun die reine Beitragszusage möglich. Das bedeutet: Das Kapital der Mitarbeiter wird flexibel angelegt, ohne Garantie, aber mit einer Chance auf höhere Rendite. Gleichzeitig ist der Arbeitgeber bei negativer Kapitalentwicklung nicht dazu verpflichtet, die Summe der für die bAV entrichteten Beiträge zu garantieren. „Unsere Studie legt nahe, dass viele Arbeitnehmer der reinen Beitragszusage skeptisch gegenüberstehen“, sagt Wilhelm-Friedrich Puschinski, Leiter General Consulting bAV bei Willis Towers Watson. „Möchten Unternehmen ihre Mitarbeiter aber davon überzeugen, so sollte der Pensionsplan intelligent gestaltet und mit Fingerspitzengefühl kommuniziert werden.“
Für drei Viertel (74 Prozent) der Mitarbeiter ist es wichtig, dass ihr Arbeitgeber sie bei der bAV aktiv unterstützt. Auch bei der Erläuterung der bAV sehen Mitarbeiter die Arbeitgeber in der Pflicht: 46 Prozent wünschen sich eine individuelle und persönliche Beratung zu ihrer bAV.
Wenn die betriebliche Vorsorge die Bedürfnisse der Mitarbeiter erfüllt, profitieren auch Unternehmen davon: Für 57 Prozent der Arbeitnehmer mit einer bedarfsgerechten bAV ist dies ein entscheidender Grund, um bei ihrem Arbeitgeber zu bleiben. Sogar 72 Prozent der Befragten mit einer bedarfsgerechten bAV geben an, dass sie gerne bis zur Pensionierung bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber bleiben würden. „Spannend dabei ist, dass die Befragten unabhängig vom Alter bis zur Rente bleiben wollen – auch die jüngeren Mitarbeiter. Das zeigt einmal mehr, welch hohen Stellenwert die bAV in der Mitarbeitergewinnung und -bindung hat“, so Puschinski.
Vorsorgemodell mit Potenzial
Grundsätzlich möchte fast jeder zweite Befragte mehr sparen: 48 Prozent wären bereit, eine höhere Summe aus ihrem monatlichen Gehalt in Alterssicherung zu investieren. Doch ohne bAV erreichen nur 29 Prozent ihre Sparziele, mit bAV hingegen 45 Prozent. „Die Studie zeigt, dass die bAV ein gutes Mittel zur Alterssicherung ist: Arbeitnehmer haben Vertrauen in das Modell, sie sind bereit etwas zu tun, doch die Umsetzung gelingt noch nicht. Um die Höhe und Verbreitung der ergänzenden Altersvorsorge zu stärken, ist das BRSG ein guter erster Schritt. Doch sowohl Politik als auch Unternehmen und Mitarbeiter müssen mehr tun, damit die drei Säulen der Alterssicherung weiterhin tragfähig bleiben“, sagt Puschinski.