Immer mehr Menschen verbringen einen Großteil ihres Alltags online: Sie kaufen ein, tauschen sensible Daten aus und vernetzen sich über soziale Medien. Doch mit der wachsenden Digitalisierung steigt auch das Risiko, Opfer von Cyberkriminalität zu werden. Eine private Cyberversicherung kann hier als zusätzliche Sicherheitsdecke dienen – doch worauf sollten Sie dabei achten? Die folgenden fünf Tipps von Verbraucherfinanzen-Deutschland.de helfen Ihnen, den optimalen Schutz für Ihr digitales Leben zu finden und böse Überraschungen zu vermeiden.
1. Prüfen Sie bestehende Versicherungen auf Cyber-Schutz
Bevor Sie eine separate Cyberversicherung abschließen, lohnt sich ein Blick in Ihre bestehenden Verträge. Viele aktuelle Hausrat-, Haftpflicht- und Rechtsschutzversicherungen bieten bereits Schutz für bestimmte Cyberrisiken, wie zum Beispiel das versehentliche Weiterleiten eines Virus oder Datendiebstahl. Die private Haftpflichtversicherung springt beispielsweise ein, wenn Sie unabsichtlich einem Dritten durch Ihr digitales Handeln einen Schaden zufügen. Ein Wechsel zu einem Tarif mit Internet-Schutz kann oft günstiger sein als eine neue Police.
2. Vergleichen Sie Leistungen und Versicherungssummen
Cyberversicherungen sind keine Einheitsprodukte. Die angebotenen Leistungen und die Höhe der Versicherungssumme variieren stark zwischen den Anbietern. Achten Sie darauf, welche Risiken konkret abgedeckt sind – zum Beispiel Schäden durch Identitätsdiebstahl, Online-Betrug, Datenrettung oder sogar psychologische Beratung bei Cybermobbing. Vergleichen Sie verschiedene Angebote und wählen Sie das Produkt, das am besten zu Ihren Bedürfnissen passt.
3. Lesen Sie das Kleingedruckte – und fragen Sie nach
Die Versicherungsbedingungen sind das A und O. Oft verbergen sich im Kleingedruckten wichtige Details: Welche Leistungen sind wirklich enthalten? Wie viele Versicherungsfälle werden pro Jahr abgedeckt? Welche Voraussetzungen müssen Sie erfüllen, damit die Versicherung im Ernstfall zahlt? Scheuen Sie sich nicht, bei Unklarheiten direkt beim Versicherer nachzufragen. Nur so vermeiden Sie böse Überraschungen, wenn Sie tatsächlich einen Schaden melden müssen.
4. Treffen Sie eigene Sicherheitsvorkehrungen
Eine Cyberversicherung ist kein Freibrief für leichtsinniges Verhalten im Netz. Im Gegenteil: Viele Anbieter verlangen, dass Sie selbst für einen gewissen Schutz sorgen – etwa durch die Nutzung aktueller Virenscanner, das regelmäßige Updaten von Software, die Verwendung starker Passwörter und die Umsetzung von Datenschutzmaßnahmen. Wer diese Vorgaben nicht erfüllt, riskiert im Ernstfall, dass die Versicherung nicht zahlt.
5. Achten Sie auf Ausschlüsse – insbesondere bei Urheberrechtsverletzungen
Nicht alle Risiken sind versicherbar. Besonders heikel sind Urheberrechtsverletzungen, etwa durch das unerlaubte Herunterladen oder Veröffentlichen von Filmen, Musik oder Fotos. Die meisten Cyberversicherungen übernehmen in solchen Fällen keine Kosten, wenn Sie abgemahnt werden oder rechtliche Konsequenzen drohen. Prüfen Sie daher genau, welche Leistungen ausgeschlossen sind und ob Sie für bestimmte Risiken zusätzlichen Schutz benötigen.
Mit diesen fünf Tipps sind Sie bestens gerüstet, um die passende Cyberversicherung für Ihr digitales Leben zu finden. Denn digitale Sicherheit bedeutet nicht nur, sich gegen die Risiken des Internets zu schützen, sondern auch, die eigenen Versicherungen und Gewohnheiten regelmäßig zu überprüfen. So bleiben Sie auch online sicher und sorgenfrei.
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Wer zahlt, wenn Daten verloren sind oder das Bankkonto leergeräumt wird?
Viren, Trojaner, gefälschte Mails oder SMS, ein Hackerangriff auf ein Unternehmen oder auf ein vernetztes Haus: In der digitalen Welt lauern viele Gefahren. Im Internet muss man stets auf der Hut sein, welche Webseiten oder E-Mails vertrauenswürdig sind und welche nicht. Wer Passwörter oder Bankverbindungen preisgegeben hat, kann viel Geld verlieren oder gar seine Internet-Identität. „Die Risiken sind real und die Schäden können immens sein“, sagt Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale NRW. Aber ist es generell sinnvoll, eine Cyberversicherung abzuschließen? Nicht unbedingt, denn teilweise greifen im Schadensfall auch andere Versicherungen, die viele Menschen ohnehin abgeschlossen haben.
Was deckt eine Cyberversicherung ab?
Sogenannte Cyberversicherungen treten für Schäden ein, die im Zusammenhang mit Internetkriminalität entstehen. Eigentlich für Firmen gedacht, werden mittlerweile auch privaten Nutzer:innen solche Policen angeboten. Die Angebote haben verschiedene Namen von Datenschutz- bis Hackerversicherung. Sie enthalten zum Beispiel Unterstützung bei Cybermobbing und Rufschädigung, etwa wenn persönliche Daten oder Fotos unerlaubt im Netz auftauchen oder beleidigende Inhalte verbreitet werden. Vor allem aber tragen Cyberversicherungen die Kosten für eine Daten-Wiederherstellung. Allerdings sind die Versicherungssummen teilweise begrenzt. Schäden durch Identitätsmissbrauch etwa werden meist nur bis 15.000 Euro übernommen, bei Internetkäufen meist nur bis zu 3.000 Euro. Voraussetzung ist stets, dass Versicherte selbst für den Schutz des Systems sorgen, etwa über aktuell gehaltene Virenscanner. Wurde das vernachlässigt, übernimmt die Cyberversicherung den Schaden nicht.
Was ist über andere Policen versichert?
Viele aktuelle Verträge beispielsweise für Hausrat- und Haftpflicht-Versicherungen enthalten bereits Aspekte der Cyberrisiken. Deshalb lohnt es sich, bereits bestehende eigene Verträge zunächst darauf zu prüfen. Die Hausratversicherung kann Schutz beim Onlinebanking enthalten, also entstandene Schäden abdecken. Häufig sichert die Hausrat auch gestohlene Daten und die daraus entstehenden Folgeschäden ab, wenn zum Beispiel jemand auf Kosten anderer missbräuchlich Einkäufe im Internet getätigt hat. Leitet man unabsichtlich ein schädliches Virus weiter, kann die private Haftpflichtversicherung für die Folgekosten aufkommen. Die Haftpflicht tritt generell ein, wenn einem Dritten ein Schaden im privaten Bereich unabsichtlich zugefügt wird. Außerdem wehrt die private Haftpflichtversicherung unberechtigt erhobene Ansprüche ab. Wer Opfer eines Phishing-Angriffs wurde, in dessen Folge das Konto leergeräumt wird, kann das Geld je nach Rechtslage über die Bank zurückholen. Die Rechtsschutzversicherung tritt im Fall eines Rechtsstreits ein. Hier übernimmt der Rechtsschutzversicherer beispielsweise die Anwalts- und Prozesskosten. Die gilt oft auch für Probleme, die aus der Internetnutzung erwachsen. Die Kosten für die Behandlung gesundheitlicher Beeinträchtigungen, die man beispielsweise als Mobbingopfer erleiden kann, übernehmen die privaten und gesetzlichen Krankenversicherer.
Für wen sind Cyberversichrungen dennoch sinnvoll?
Eine Cyberversicherung ist für Unternehmen oder Freiberufler sinnvoll, die mit sensiblen Daten arbeiten und deren Geschäftsbetrieb von deren Verfügbarkeit abhängt. Für Firmen kann die finanzielle Absicherung bei Betriebsunterbrechungen durch einen Hackerangriff existenziell sein. Denn durch Kosten für IT-Experten und für die Wiederherstellung von Daten, für eine Entschädigung Dritter oder für Gerichtskosten können hohe Summen zusammenkommen. Für den privaten Bereich ist eine Cyberversicherung derzeit eher nicht nötig.
Worauf sollte man vor einem Abschluss achten? Wichtig ist ein Vergleich, denn die Angebote unterscheiden sich je nach Anbieter und Tarif erheblich. Dementsprechend variieren auch die Kosten. Es gibt vier Stellschrauben: Die Höhe der Selbstbeteiligung, die Zahl der abgesicherten Schäden pro Jahr, die Höhe der Versicherungssumme und die Größe des Unternehmens. Zu bedenken ist die Höhe der maximalen Entschädigungssumme, denn jenseits dessen sind keine Schäden abgesichert. Policen sind ab etwa 20 Euro pro Monat erhältlich, so die Verbraucherzentrale NRW.
Vor einiger Zeit wurde Continental Opfer eines großen Hackerangriffs mit Lösegeldforderungen. Cyberkriminalität ist aber kein Thema, das nur Unternehmen betrifft: Bei knapp jedem zehnten Menschen in Deutschland wurde bereits das E-Mail-Konto gehackt oder Passwörter gestohlen (je 9 Prozent). 10 Prozent der Bundesbürger:innen wiederum hatten schon einen Virus auf dem eigenen PC. Insgesamt war schon jede:r Dritte von Cyberkriminalität in irgendeiner Form betroffen [1]. Das zeigt eine aktuelle bevölkerungsrepräsentative Studie des digitalen Versicherungsmanagers CLARK in Zusammenarbeit mit YouGov anlässlich des "Tag der Computersicherheit" am 30. November. 8 Prozent der Menschen in Deutschland geben im Rahmen der Studie an, dass ihr Social-Media-Konto bereits gehackt wurde. Hier wurden besonders häufig 25- bis 34-Jährige Opfer von Hackern (19 Prozent).
Cyberkriminalität kann schwerwiegende Folgen haben
Es gibt immer mehr Smartphones und Computer auf der Welt, wodurch auch die Zahl an kriminellen Machenschaften im Internet steigt. Das Besondere an Cyberkriminalität ist: Die Täter:innen können von überall aus der Welt agieren und wenden diverse Tricks an, um sich an Verbraucher:innen oder Unternehmen zu bereichern. Die wohl gefährlichsten Angriffe aus dem Internet erfolgen über Computerviren und Trojaner. Bei solchen Schadprogrammen greifen Kriminelle Bankdaten, Passwörter oder auch ganze Identitäten ab. Der (finanzielle) Schaden kann am Ende sehr groß und weitreichend sein. Um sich gegen die Folgen der Online-Kriminalität zu schützen, kann eine Cyber-Versicherung sinnvoll sein.
Cyber-Versicherung: Sinnvoll oder überflüssig?
Ob Internet-Schutzbrief, Internet-Versicherung oder Cyber-Versicherung - es handelt sich stets um Produkte, die gegen finanzielle Folgen von Internetkriminalität absichern sollen. Die CLARK-Expert:innen wissen: "Gegen Kriminalität im World-Wide-Web abgesichert zu sein, ist in jedem Fall sinnvoll. Aber eine separate Cyber-Versicherung ist hier nicht immer nötig. In vielen modernen und umfassenden Haftpflicht-, Hausrats- oder Rechtsschutzversicherungen ist Internetkriminalität ebenfalls abgedeckt. Jede dieser Policen schützt allerdings auch im günstigsten Fall lediglich gegen einen Teil der Internetkriminalität. Um umfassend geschützt zu sein, werden alle drei Versicherungen benötigt."
Außerdem wissen die CLARK-Expert:innen: "Eine Cyber-Versicherung unterstützt einen aber auch, wenn man selbst oder jemand aus dem eigenen Haushalt Opfer von Cybermobbing wird. Die Cyber-Versicherung kann hier rechtlich und auch psychologisch beraten. Außerdem hilft eine Cyber-Versicherung dabei, Daten nach einem Hackerangriff zu retten oder rufschädigende Inhalte wieder aus dem Internet entfernen zu lassen. Eine unabhängige Beratung zur Absicherung gegen Cyber-Kriminalität, auch unter Berücksichtigung der bestehenden Policen, ist in jedem Fall sinnvoll."
[1] Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 1.061 Personen zwischen dem 07. und 13.09.2022 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.